Finden wir es heraus: Ist die Tomate eine Beere, ein Gemüse oder eine Frucht?

Tomaten wachsen in fast jedem Garten. Dank der großen Beliebtheit kleinfrüchtiger Sorten findet man die Pflanze oft auf Balkonen oder Fensterbänken. Diese köstlichen roten, gelben und rosafarbenen Früchte, rund oder länglich, werden gemeinhin als Gemüse bezeichnet. Botanisch gesehen sind Tomaten jedoch Beeren. Wie gerne würde ich die Fachbegriffe endlich richtig anwenden! Was ist eine Tomate also – eine Beere, ein Gemüse oder gar eine Frucht?

Beeren oder Gemüse?

Wir sind es gewohnt, die Pflanzen, die wir in unseren Gärten anbauen, als „Gemüse“ zu bezeichnen. Tomaten wachsen genau dort, wo sie hingehören. Das russische Wörterbuch definiert jede krautige Pflanze mit essbaren Teilen als Gemüse – dazu zählen Blätter, Stängel, Früchte, Zwiebeln und Wurzeln. Die Tomate erfüllt diese Definition perfekt. Die Pflanze selbst heißt Tomate, und auch die Frucht wird Tomate genannt. Daher ist die Tomate ein Gemüse.

Botaniker bezeichnen Tomatenfrüchte als Beeren, weil sie unter ihrer dünnen Haut fleischiges Fruchtfleisch und Samen verbergen. So werden sie in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben.

Ein Querschnitt einer Tomatenfrucht

Beeren sind:

  • fleischig, wie Orangen und Melonen;
  • trocken, wie Bohnen und Nüsse;
  • Steinfrüchte wie Kirschen und Pflaumen.

Eine Tomate ist eindeutig eine fleischige Beere, genau wie Äpfel und Birnen. Diese sprachliche Problematik wird immer verwirrender – aus irgendeinem Grund bezeichnen wir Äpfel, Birnen und Orangen als Früchte.

Beere ist ein botanischer Begriff, während die Wörter Gemüse und Obst aus kulinarischer Sicht verwendet werden.

Wir essen Gemüse roh oder gekocht als Bestandteil von Hauptgerichten (also herzhaften Speisen), Obst hingegen ist dem Dessert vorbehalten. Da Tomaten nicht mit Zucker gegessen werden, zählen wir sie bedenkenlos zum Gemüse.

Was ist also eine Frucht? Es handelt sich um ein Lehnwort, das erst im 18. Jahrhundert in die russische Sprache Einzug hielt. Im Englischen bezeichnet dieses Wort im Allgemeinen jede Frucht, die an einer Pflanze wächst. Aus dieser Perspektive betrachtet, werden die Früchte von Tomaten, Äpfeln oder Kartoffeln (die grünen, ungenießbaren) als Früchte bezeichnet. Eine Tomate ist also gleichzeitig Beere, Gemüse und Frucht. Welch eine sprachliche Kuriosität!

Ein Bund grüner Tomaten an einem Zweig

Die Tomatenfrucht, also die Tomate, ist nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund. Sie enthält eine Fülle an Vitaminen und Mineralstoffen, die Vitalität spenden und bei vielen Beschwerden Linderung verschaffen. Der hohe Kaliumgehalt macht diese Frucht wichtig für die Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere zu deren Vorbeugung. Der Vitamin-C-Gehalt von Tomaten ist vergleichbar mit dem von Zitronen.

Regelmäßiger Tomatenverzehr hilft, schädliches Cholesterin abzubauen, die Darmflora zu verbessern und die körpereigene Abwehr gegen viele Infektionserreger zu stärken. Die in Tomaten enthaltenen organischen Säuresalze werden nach der Aufnahme im Magen mehrfach umgewandelt, binden überschüssige Säuren und wirken so der Hautalterung entgegen.

Diese erstaunliche Frucht ist nahrhaft und kalorienarm, beugt Gallenstau vor und fördert den Fettabbau, wodurch Gewichtsverlust und Verjüngung unterstützt werden. Sie senkt den Blutdruck, beugt Blutgerinnseln vor und verhindert die Verdickung des Blutes.

Eine violette Tomatensorte, die Stachelbeeren sehr ähnelt.

Ein Stück Geschichte

Amerika gilt als die Heimat der Tomate. Wilde Sorten dieser Pflanze sollen noch heute in Südamerika vorkommen. Christoph Kolumbus brachte sie im 15. Jahrhundert nach Europa. Die Einheimischen nannten die Frucht, die den Entdecker so faszinierte, so etwas wie „Tomatl“, daher der Name der Nutzpflanze – Tomate. Das Wort „Tomate“ wurde von den Italienern geprägt, die die Tomate „goldener Apfel“ nannten. Lange Zeit hielten die Europäer diese Frucht jedoch für ungenießbar; sie wurde zu Zierzwecken angebaut und schmückte Gartenlauben, Gewächshäuser und Fensterbänke. Jahrhundertelang kultivierte man die Pflanze in Europa, ohne zu wissen, dass ihre schönen Früchte schmackhaft und gesund waren, da sie in der Bibel nicht erwähnt werden.

Das älteste bekannte Tomatenrezept wurde in einem 1692 in Neapel gedruckten Kochbuch gefunden.

Im 18. Jahrhundert wurde die Frage der Essbarkeit zugunsten der Tomate geklärt; sie wurde essbar und gelangte sogar nach Russland. Anfänglich wurde sie jedoch nur zu Dekorationszwecken angebaut – die Früchte reiften nie vollständig aus, sodass ihr Geschmack nicht richtig zur Geltung kam.

Eine reiche Ernte an Kirschtomaten

Dank des Agronomen Bolotov wurden Tomaten in Gärten aus speziell für den Verzehr bestimmten Setzlingen angebaut. Sie galten als Gemüsepflanze. So entdeckte die russische Küche die Tomate, und schon bald wurden sie zu Fleisch- und Fischgerichten serviert.

Es ist heute schwer zu sagen, wer die Tomatensoße erfunden hat; die Italiener und die Franzosen beanspruchen den Titel für sich, aber die ganze Welt erfreut sich am Verzehr einer großen Vielfalt an Soßen, Pürees und Bratensoßen aus Tomaten.

Die Frage, ob Tomaten als Obst, Gemüse oder Beeren gelten, war so brisant, dass der Oberste Gerichtshof der USA sie 1893 entschied. Die Klärung dieser scheinbar rein sprachlichen Frage bestimmte die Höhe der Zölle. Der Oberste Gerichtshof urteilte, dass Tomaten als Gemüse einzustufen seien, obwohl Botaniker sie als Obst (d. h. Beeren) bezeichnen. Obst war, anders als Gemüse, selbstverständlich nicht zollpflichtig.

Dekorative Tomate im Blumentopf

Mehr als hundert Jahre später tauchte dieselbe Frage auf einem anderen Kontinent erneut auf. Obwohl Tomaten weltweit gemeinhin als Gemüse und in der wissenschaftlichen Literatur als Beeren bezeichnet werden, galt die Angelegenheit auf gesetzlicher Ebene noch nicht als geklärt. Im Jahr 2001 entschieden die zuständigen Behörden der Europäischen Union, dass Tomaten Früchte sind. Dies dürfte auch Auswirkungen auf die Zölle haben. Würde also jemand aus Rom Tomaten nach Washington mitbringen, würden diese während des Transatlantikflugs von Früchten zu Gemüse.

Eine kuriose Namensgebung lässt die Frage nach den Tomatensorten offen. Das hindert die Tomaten jedoch nicht daran, weltweit angebaut zu werden. Es gibt über 10.000 bekannte Sorten. Tomaten werden frisch verzehrt, gekocht, gebraten, gesalzen, eingemacht, eingelegt, getrocknet und zu Säften, Soßen und Cocktails verarbeitet. Ihr Nährwert, die Fülle an wertvollen Inhaltsstoffen und ihre positive Wirkung auf die Gesundheit erklären, warum Tomaten in den meisten Gärten und Ferienhäusern, in Gewächshäusern, Wintergärten und sogar auf Balkonen und Fensterbänken angebaut werden.

Video „Was ist eine Beere?“

Schauen Sie sich dieses unterhaltsame und informative Video an und Sie werden verstehen, warum die Tomate, ganz objektiv betrachtet, eine Beere ist.

 

Birne

Traube

Himbeere